sog. Autoimunerkrankungen - Platin und Gold

Hier der Text des Focus - Artikels vom 27.2.2006, für den Fall, das er dort mal verschwindet.
http://www.focus.de/gesundheit/ratgeber/zukunftsmedizin/news/autoimmunerkrankungen_aid_105504.html


AutoimmunerkrankungenGold zähmt das Immunsystem
Montag, 27.02.2006, 16:02
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Partikel, Metalle, Harvard Medical School, Gold, Gewebe, Autoimmunerkrankungen
dpa

US-Forscher lüften ein medizinisches Mysterium: Sie fanden heraus, wie Gold und andere Metalle Menschen mit Autoimmunerkrankungen helfen können.

Seit mehr als 75 Jahren behandeln Ärzte Autoimmunerkrankungen wie Rheuma mit goldhaltigen Medikamenten. Auf der Suche nach neuen Wirkstoffen fanden Wissenschaftler jetzt heraus, wie das Edelmetall das gestörte Immunsystem der Kranken wieder ins Gleichgewicht bringt.

Eine Schlüsselrolle in der Entstehung von Autoimmunerkrankungen spielen spezielle Moleküle, die so genannten MHC-Klasse-II-Proteine. Ihre Aufgabe ist es normalerweise, Partikel von Bakterien oder Viren festzuhalten und sie den köpereigenen Abwehrzellen zu präsentieren. Nur dann erkennen die Fresszellen die Krankheitserreger als Eindringlinge und gehen gegen sie vor.

Angriff auf das eigene Gewebe

Bei Menschen mit Autoimmunerkrankungen ist die raffinierte Zusammenarbeit gestört: Aus bisher noch unbekannter Ursache präsentieren die MHC-Klasse-II-Proteine körpereigene Gewebepartikel. Die Folgen sind fatal, denn nun wenden sich die Abwehrzellen gegen das eigene Gewebe.

In solchen Fällen können Gold, Platin und weitere medizinische Metalle helfen. Im Rahmen breit angelegter Testreihen entdeckte Brian DeDecker von der Harvard Medical School, dass ein verbreitetes platinhaltiges Krebsmedikament angelagerte Partikel von den MHC-Klasse-II-Proteine wieder entfernte. Auf diese Weise legte das Metall die Immunproteine lahm. Im Fall von Autoimmunerkrankungen ist das ein höchst wünschenswerter Effekt, da die körpereigenen Abwehrzellen das eigene Gewebe anschließend nicht mehr angreifen.

Bislang wirken Medikamente, die beispielsweise Gold oder Platin enthalten, ziemlich langsam und bringen einige unliebsame Nebenwirkungen mit sich. Mithilfe des neu entdeckten Wirkmechanismus können Forscher jetzt gezielt nach effektiveren und besser verträglichen Einsatzmöglichkeiten der Metalle für Autoimmunpatienten suchen.